Wandermaler - Weder Vogel Noch Maus Noch Stein

Ich hab mich wieder versucht zu erinnern

an das freie Gefühl eines Flugs. 

Und am nächsten Morgen, da spürt' ich im Innern,

wie mir pochend das Flugorgan wuchs.

 

Aber all meine Freunde meinten, das wäre 

nur das gestrige, schlechte Bier.

Doch ich bin mir sicher: Vor dieser Misere

war ich einst ein geflügeltes Tier.

 

Ich hab mich wieder versucht zu entspannen,

und lag unbewegt wie ein Stein.

Und mir schmolzen die Beine von dannen,

denn die müssen bei Steinen nicht sein.

 

Und als ich wieder aufstehn und losrennen wollte,

war es leider schon viel zu spät.

Und ich tat, was mir zustand: Ich schwieg und ich rollte

mit erschreckender Varietät.

 

Ich hab mich wieder versucht, zu ermahnen,

aber wusste nicht mehr, wovor.

Also saß ich am Morgen in einer der Bahnen,

die mich fuhr zum verbotenen Tor.

 

Doch die Bahn fuhr nur rückwärts und ich würde jünger,

bis ich klein war wie eine Maus. 

Und inzwischen war Abend und ich hatte Hunger, 

also fuhr ich zurück nach Haus.

 

Man kann mich verformen, man kann mich verbiegen,

doch innen bleibe ich stur.

Sollte ich fallen, dann wird ich auch fliegen – 

siehst du die Flügelkontur?

 

Ich kann suchen, doch eins weiß ich sicher:

Nichts ist näher, als meine Haut.

Und ich kriech durch den endlosen Trichter

dessen Ausgang gefährlich taut.

 

Doch ich würde im Traum nicht begehren,

eine andere Schale zu sein.

Wenn ich wüsste, wer ich bin, dann glaub mir, ich wäre 

weder Vogel noch Maus noch Stein, 

weder Vogel noch Maus noch Stein, 

weder Vogel noch Maus noch Stein.

Cover Art: Anna Dushina [Weitere Infos]

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